„Ich wollte immer schon die Transgermany fahren – leider wurde daraus nichts, weil ich 2005 schwer krank wurde und nie wieder Rennen fahren sollte, schon gar nicht dieser Kategorie. Damals hab ich mich gefragt, warum ich es immer aufgeschoben habe – heute weiß ich, dass es ein großer Fehler war. 8 Jahre danach, hab ich es getan – 3 Jahre trainiert und mich vorbereitet und dann am Sonntag vor der Anreise die Internetmitteilung des Veranstalters: Die Veranstaltung sei gefährdet wegen Überflutung durch die starken Regenfälle – in vielen Etappenorten Katastrophenalarm… sie stünde kurz vor der Absage… super!
Am Montag morgen warteten Andre und ich auf einen weiteren Hinweis auf der Webseite des Veranstalters – eigentlich sollten wir schon 3 Stunden auf der Autobahn sein. Um 12:00 Uhr erreichte ich endlich die Eventagentur in Hamburg: „ Fahren sie los, es wird aller Voraussicht nach stattfinden. In Lofer sei ein Erdrutsch gewesen, aber man würde Streckenänderungen vornehmen. Die Mitarbeiter der Agentur aus Hamburg würden auch erst heute Nachmittag in Hamburg losfahren.“ So fuhr ich nach Hildesheim zu Andre, wo wir um 13:30 Uhr Richtung Ruhpolding losfuhren. Auf der Autobahn trafen wir tatsächlich Ley Events – o.k., die kommen auch, dann könnte es ja doch stattfinden. Die A8 vor Ruhpolding war komplett überflutet, die Ausweichstrecke aber auch nicht gerade trocken – 5°C und Dauerregen, wir rechneten mit dem Schlimmsten.
Dienstag 04.06.2013:
Wir holten unsere Startunterlagen ab und rollten 1,5 h flach im Tal in Beinlingen, Regenjacken und Neoprenüberschuhen – 9°C Regen! Warm ist was anderes und wie Rennen fahren in den Klamotten?
Mittwoch 05.06.2013
- Etappe: Ruhpolding – Lofer/ 68,73 km/ 1900 hm
Andre musste im Block C starten, mich hatte man in B einsortiert. Wir waren zu spät im Startblock, wodurch wir auch recht weit hinten standen. Wetter super sonnig!!! Die ersten 20 km wurde auf Asphalt „neutralisiert“ gefahren, jedoch hatten einige Starter eher im Sinn sich nach vorn durchzuboxen. Das war in einem nervösen 750 Starter großen Feld mit Führungsfahrzeug bei 20 km/h absolut gefährlich. So kam es zu Unfällen und ersten Ausfällen von Startern. Nach 20 km standen wir im Stau. Die Wiese hoch mit so vielen Leuten – keine Chance. Der zweite Trail das gleiche, nur dass auch noch die Red Marschalls mit ihren Motorrädern mit drin standen und rückwärts wieder raus wollten! Bergwertung unter den Top 15 der Damen lief die erste Etappe gut an und endete mit dem 20. Platz im Einlauf, womit ich nicht im Ansatz gerechnet hatte bei der internationalen Profikonkurrenz und 60 weiblichen Startern. Mittelfeld wär schon super gewesen. Andre war kurz nach mir im Ziel und auch zufrieden mit seiner Zeit – insbesondere, wenn man die Stauzeit mit berechnet. Die Räder sahen aus wie Sau – Bike-Wash mit Feuerwehrschläuchen war nicht so der Bringer.
Donnerstag 06.06.2013
- Etappe: Lofer – Kirchberg / 75,35 km / 2514 hm
Wieder zu spät im Block – ganz weit hinten. Erste Teilnehmerausfälle durch Magen-/ Darminfektionen. Alles Teilnehmer, die Leitungswasser in die Trinkflaschen gefüllt hatten? Die Flutkatastrophe hatte das Trinkwasser verunreinigt – Andre und ich waren so schlau am Vortag Wasser auf der Tankstelle gekauft zu haben. Die Etappe deutlich härter als am Vortag – insbesondere der Anstieg auf den 2000er. Schieben wurde zum neuen Sport nicht nur bergauf, sondern auch bergab – ja, man ließ uns den berühmten UCI Trail nach Kirchberg runterfahren. Der ist trocken schon eher was für Enduroräder, aber nicht für Hardtails – so verschlammt wie er an dem Tag war, hieß es runterkraxeln und selbst das wurde zur Tortour. Mal schnell in 30 Min ins Tal? Fehlanzeige. Andre versuchte erst zu fahren, überschlug sich dann einmal satt und zog dann auch Laufen vor. Zum Trost sei gesagt, auch die Profis fuhren längst nicht alle da runter, es sei denn sie wechselten das Rad zuvor. Wir hatten aber nur eins dabei! Völlig fertig und verdreckt im Ziel – Bike-Wash mit Hochdruck (aua mein Rad) und zur Massage. 20. Platz – Wow – Andre hatte sich auch verbessert.
Freitag 07.06.2013
- Etappe: Kirchberg – Kaprun / 82,12 km / 2440 hm – Königsetappe
Die schwerste und längste Etappe der Four Peaks. Ehemalige Transgermanyfinisher äußerten sich, dass Four Peaks deutlich härter sei als die Transgermany – mir war am Start schon übel – etwas angematscht und nervös zappelte ich im Startblock lange 45 Minuten herum bis endlich die Erlösung kam bzw. die Tortour begann. Der erste Berg die Hölle. 2000er übernommene Transalpetappe. “Ihr werdet fahren bis ihr laufen müsst – ALLE!“ Ja, kam sogar noch besser: Stufen die so hoch waren, dass ich mein Bike nicht draufheben konnte mit 1,60m Körpergröße. Ich dachte ich sterbe. Ab der 3. Stufe halfen mir 2 Dänen mit dem Rad, anschließend kilometerlanges Schieben in 50 cm Schneedecke in unendlichen Serpentinen. Es sah aus, wie ein Treck auf einer Himalaya – Expedition. Ich versuchte nicht zu hart zu fahren, am Ende kam noch mal der „Maiskogel“ mit 10 km Anstieg und ich wollte ein Überzocken schon vorher vermeiden. Die Abfahrt wieder einer dieser tollen Trails. Laufen kotz. Nach Vollgas durchs Tal mit Windschattenfahren hinter der Irin, setzte ich mich am „Popcornberg“ deutlich ab, überholte auch die Österreicherin laut Roadbook km 72 höchster Punkt Maiskogel – what the hell ??? – ganze 3 km mehr waren es – na sauber – Roadbook fehlerhaft. Die Sonne brannte, die ersten plagten sich mit Krämpfen. Die Abfahrt nach Kaprun wieder ein Trail, fahrbar, aber nichts für schwache Nerven: 1 Fahrfehler und 500 m Absturz – ich ging kein Risiko ein. Andre brach der Sattel im Trail – er konnte aber ohne Probleme das Ziel erreichen. Viel Sitzen ging in dem Streckenabschnitt generell nicht. 21. Platz – huch ? – unendliche 5:58h ? Über die Massage meiner Waden möchte ich hier nicht reden – waren Schmerzen wie bei Presswehen mit Ein- und Ausatmen – das bergauf und -ab Gelaufe war gar nicht gut.
Samstag 08.06.2013
Zieletappe: Kaprun – Neukirchen / 74,07 km / 1804 hm
Andre hatte es endlich raus, wieso die 5 Damen vor mir am Berg stets schwächelten, ich vorfuhr und dann waren die doch wieder vor mir. Lösung: Alle 10 km eine Flasche aus Betreuungsfahrzeugen. Rocky Mountain wechselte von Hardtails auf Fullys aus Carbon und ich ruderte mit Alu Hardtail und 3 Litern Wasser im Camelbag hinterher – O.K. – einfach kann ja jeder! Es ging total flach los, dann kam wieder so einer Sado-Maso Nummer mit bergauf Laufen. Mindestens 30 Minuten durch diesen fiesen Wald – gut für die Waden – der Leader hatte einen Platten und zockelte mit uns durch den Trail – die Rocky Mountain Mädels ließen sich von einem Fahrer den Weg bereiten, der mich ständig hinderte vorbei zu fahren – ey, macht, was ihr wollt – ich will nur ankommen!
Der letzte Anstieg Wildkogel wurde abgeändert, weil auf dem Gipfel zuviel Schnee lag. Somit mussten wir 2 km mehr fahren und natürlich gingen die hoch!! 38°C Hitze auf dem Anstieg – sengende Sonne – standen wir wie die Eimer den Berg hoch – es gab niemanden, der nicht Kontakt zu „Mutti“ hatte – an einem Bergbauerhof schütteten die Anwohner Wasser aus Schläuchen aus – ich kippte mir den ganzen Becher ins Trikot – kurze Kühlung. Die Abfahrt wieder ein nicht befahrbarer Trail. Nachdem ich mich in einer Kurve überschlug und auf die Schulter fiel, zog ich wieder Laufen vor. Ich sah ein Rad in einem Baum hängen und den Fahrer an einer Hand am Abgrund. Manchmal ist Laufen besser. Nach 4:20 h rollte ich über die Ziellinie, konnte mir den 20. Rang in der Gesamtwertung sichern. Ich wollte nur ankommen und dann schaff ich das vordere Drittel – geil! Bei der Verleihung vom Finishertrikot dann auch noch von der Rennleitung gesagt zu bekommen: „Echt starke Amateurleistung“ hat mich dann doch etwas stolz werden lassen – aber viel wichtiger: Ich bin sie gefahren – ich kann es und ich fahre sie 2014 auch WIEDER! Mit Andre, weil es mit dem am meisten Spass macht!
Ergebnisse:
Monika Reker Fahrzeit gesamt: 19:58 h 20. Platz Damen
Andre Döring Fahrzeit gesamt: 20:42 h 193. Platz Masters
Ziel war Four Peaks „anständig“ zu finishen und das ist mir doch mehr als deutlich geglückt !!! – Andre auch!“
Teamfahrerin Monika Reker (08.06.13).